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MICHAEL PUBLIG
Ein Suchender auf Reisen
für Akkordeon und Big Band

Vor der Reise: Die Welt draußen
Interlude: Verlorene Schritte
1. Reise: Erkenne dich selbst
2. Reise: Suche nach Stärke
3. Reise: Suche nach Schönheit


Die vorliegende Reise ins eigene Ich beginnt mit einer Overtüre (Die Welt draußen), die die Intensität, die Schnelllebigigkeit und das Chaos der heutigen Welt symbolisiert – und die der Suchende zu entfliehen versucht ist. Musikalisch beginnt und endet der Satz mit einer (horizontalen und vertikal angelegten) 12-Tonreihe.

Zudem entlockt sich, begleitet von einem ständig vorwärtstreibenden rhythmischen Puls, eine Art «Unsicherheits/wohin-gehöre-ich-Motiv», das die kleine und große Terz umspannt (also nicht Moll und nicht Dur).

Interlude: Man gelangt in eine Art Vorraum, in der man sich auf die Suche beginnen möchte. Ein Suchmotiv, das das ganze Stück begleitet, erklingt.

Die 1. Reise („Erkenne dich selbst“) übernimmt noch am meisten die Unsicherheit (und musikalischen Motive) von vorher. In der Solokadenz wird ein g-Moll-artiges Thema (kleine Terz) umspielt, die Sehnsucht vom Endziel der Reise ist hier am größten.

Stärke kann nur aus einer ruhenden Kraft gewonnen werden. Dem Suchenden widerfahren während dieser 2. Reise („Suche nach Stärke“) scheinbar viele Gedanken (somit Stimmungen), sie werden aber bereits bebündelt und gehören schon zusammen.

In der 3. Reise („Suche nach Schönheit“) begibt sich der Suchende auf eine «schöngeistige» Wanderschaft, es gelingt ihm teilweise, die erstrebte Ruhe zu finden. Das Gegenstück zum g-Moll-Thema der 1. Reise erklingt mehrfach abgeändert und entwickelt sich zu immer mehr Einfachheit. (Motive in G-Dur – hier große Terz –bis zu einer Art kantilener Wiegenlied).Das Stück endet mit dem Gegenteil eines 12-Tonakkordes (zu Beginn), einem reinen Dreiklang (G-Dur), jedoch mit einem bleibenden Unsicherheitsfaktor (dem Tritonus Cis), denn die Suche kann niemals beendet sein.

Die zentralen Töne des kompletten Stücks sind Cis und G. Cis entspricht dem Sonnenton, G dem Erdenton. (Inder sagen: Vater der Töne. Gongs werden danach gestimmt. Das OM ist beispielsweise ein Cis. Der Erdenton G ist Stimmton für alles, was auf der Erde geschieht (im Joga: «Erde dich»). Nicht zufällig beginnt und endet das Stück jeweils mit G und Cis (welche auch zur selben Zeit klingen).

Die rein musikalische Reise bildet im Wesentlichen ein Miteinander von Elementen aus zeitgenössischer Klassik, Modern Jazz und lateinamerikanischer Musik, ein musikalisches Konglomerat, das seit jeher eine Faszination auf Michael Publig ausübt.

Was das Akkordeon betrifft, so wurde versucht, auf die gängigen Klischées zu verzichten. Eine bewusste Ausnahme bildet das Tango Nuevo-Gefühl in der 1. Reise, die Musette-Anklänge in der 2. Reise und der (brasilianische) Baião in der 3. Reise. Alle drei Elemente bilden ein traditionelles Rückrat dieses farbenreichen Instruments, das sich im vorliegenden Stück sowohl als Soloinstrument als auch als integriertes Ensemblemitglied zu behaupten versucht.